Der europäische Verbraucher-Podcast
Nina: Hallo und willkommen zu einer neuen Folge von "Hilfe, mein Toaster brennt!". Wie würdest du reagieren, wenn du eine SMS bekommst, in der steht: Du sollst hunderte Euro zahlen für Telefonsex, den du angeblich genutzt hast. Dies Masche, die kommt tatsächlich immer mal wieder bei uns rein. Jonas und ich wollen dir heute Tipps geben, wie du dich dagegen wehren kannst. Vor allem erklären wir auch, warum es gar nicht so wichtig ist, ob du den Dienst jetzt eigentlich tatsächlich genutzt hast oder ob du da gar nie angerufen hast.
Nina: Intro-Musik
Nina: [Jonas und Nina lachen]
Jonas: Nina und ich machen gerade voll den Blick-Battle [lacht].
Nina: Ich hab verloren!
Jonas: Wir wussten nicht, wer anfangen soll. Nina hat angefangen zu lachen, also darfst du anfangen.
Nina: Damn it. Ha, OK. Hallo, Jonas! [lacht]
Jonas: Hallo, Nina! [lacht]
Nina: Erzähl mal, heute geht's ja um Telefonsex.
Jonas: Genau. Ist eine momentan große Anzahl an Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich da bei uns melden. Und zwar, du hast es gesagt, es geht um angeblichen Telefonsex, denn man genutzt haben soll. Die Firmen sind meistens aus Tschechien. Und da bekommst du schöne saftige Rechnungen. Mittlerweile nicht mal mehr nur per Brief, sondern auch per WhatsApp oder per SMS. Aber wie machen die das, Nina? Warum kommen die irgendwie an unsere Daten? Oder muss man den Dienst wirklich genutzt haben, um sowas zu bekommen?
Nina: Das ist eine der ganz großen Fragen. Wieso landen die ausgerechnet bei mir? Das ist tatsächlich schwer nachzuvollziehen. Aber an sich kann es wirklich jeden treffen. Und in diesen Schreiben eben einfach behauptet, ja, du hast da angerufenen an dem und dem Datum. Es wird sogar relativ präzise so genannt. Hier kommt die Rechnung für die Nutzung der Telefonsex-Hotline. Da steht dann auch ein Datum, manchmal die Dauer. Manchmal noch die Nummer, mit der man da angerufen hat. Das ist dann vielleicht auch wirklich meine Nummer. Ja, wie geht man damit um? Muss ich da jetzt zahlen? Der Menschenverstand sagt ja so, wenn ich das nicht genutzt habe, dann ne, natürlich nicht.
Jonas: Ja also ich als Nicht-Jurist würde jetzt einfach sagen, das sind einfach Betrüger. Punkt, aus, fertig. Also wir haben da teilweise gesehen, wir haben ja ein bisschen uns informiert, recherchiert, dass da für eine Gesprächsminute schon 90 Euro verlangt wird. Und das ist ja überhaupt nicht im Verhältnis.
Nina: Selbst, wenn, muss man natürlich aufgeklärt werden. Es muss ja irgendwie ersichtlich sein, wie die Preistabelle da so ist. Ich kann nicht einfach für irgendwas berechnet werden.
Jonas: Das eigentliche Problem ist, das fängt meistens so bei 90 Euro an. Kann aber bis so 400, 500 Euro gehen. Das Problem ist, dass diese Unternehmen immer wieder ihre Namen ändern. Wir haben hier zwei bekannte, das sind Phonemax und Mediascape, das sind so die bekanntesten. Aber es gibt da so viele Unternehmen mittlerweile. Wir aktualisieren das immer auf unserer Webseite. Da könnt ihr gerne mal draufschauen. Aber das Problem ist eben: Wie gehe ich damit um, wenn ich so eine Mahnung bekommen habe? Soll ich dann einfach blind bezahlen?
Nina: Der Tipp von unseren Juristen und Juristinnen ist: Also bezahlen auf keinen Fall. Was ich nicht genutzt habe, zahle ich nicht. Und wenn ich auch nur es habe anklingeln lassen, kann man mir auch nicht einfach 90 Euro berechnen. Und wenn ich Telefonsex genutzt habe und, wie du meintest, vielleicht ein paar Minuten lang, kann auch nicht einfach so eine Riesensumme von mir verlangt werden. Was man aber schon tun sollte, ist, da schriftlich widersprechen. Heißt, da hinschreiben, ich habe das nicht genutzt, ich widerspreche dieser Forderung. Was du da genau schreiben kannst, dazu haben wir ein Musterscheiben auf unserer Webseite, auf evz.de, das verlinken wir natürlich auch nochmal. Das kannst du einfach nehmen, copy & paste in eine Mail reinmachen, wenn da eine E-Mail-Adresse angegeben ist oder als Brief an die Adresse schicken oder an die SMS antworten. Somit kannst du schriftlich dann immer belegen, dass du da wirklich aktiv geäußert hast: Ne, war ich nicht.
Jonas: Das wichtigste ist auch, man darf sich da nicht unter Druck setzen lassen. Das ist, glaube ich, der Punkt, dass man auch nicht bezahlen soll. Ich denke, das sind so die zwei wichtigsten Punkte. Weil da kommen schon sehr aggressive Mahnschreiben rein. Also die drohen auch damit, dass sie irgendwann dein angebliches Vergehen leaken wollen und das öffentlich machen wollen. Viele Leute haben dann natürlich Angst und denken sich: Ok, dann bezahle ich lieber und hoffentlich lassen die mich dann in Ruhe. Aber wir können da nicht pauschal sagen: Jo, wenn du bezahlst, lassen die dich in Ruhe. Es kann sein, dass es dann noch viel schlimmer wird. Weil sie wissen: Ok, der ist zahlungswillig, da machen wir einfach weiter. Deswegen auf gar keinen Fall bezahlen. Die Tipps nutzen, die Nina auf jeden Fall gesagt hat, widerrufen, und wenn‘s gar nicht anders geht, zu uns kommen.
Nina: Wir haben von einem Verbraucher auch eine SMS weitergeleitet bekommen. Wenn man hetzt weiß, dass das eine Betrugsmasche ist, ist das fast schon wieder witzig. Weil da stand dann drin: Telefonsex macht Spaß, aber nur, wenn man dafür auch bezahlt.
Jonas: Und dann kam die Rechnung: 450 Euro. Ja, macht Spaß.
Nina: Da waren dann noch dabei so Verzugszinsen. Es sieht schon irgendwie so aus, ne, so und so viel Euro kostet die Dienstleistung, so und so viel kommt jetzt an Verzugszinsen hinzu. Vermutlich ist einfach alles nur erfunden, diese ganzen Posten? Also es ist halt auch überhaupt nicht nachvollziehbar, woher jetzt diese ganzen Preise kommen.
Jonas: Ja und auch da, ein seriöses Inkasso-Unternehmen würde dir niemals irgendwie Druck machen, dass du jetzt sofort bezahlen musst, weil es sonst vor Gericht geht. Auch nicht in diesem Rhythmus, dass du so gefühlt alle zwei Wochen ein Schreiben bekommst, deswegen nochmal der Tipp: Einfach nicht bezahlen, auf jeden Fall widersprechen, aber du musst dir keine Sorgen machen. Selbst wenn du den Dienst in Anspruch genommen hast und du wurdest nicht richtig aufgeklärt über die Kosten, lieber nicht zahlen und sich an uns wenden, bevor man bezahlt und dann vielleicht weiter von denen belästigt wird.
Nina: Dass, wenn du eben selber schon mal versucht hast, da hinzuschreiben, und du dann doch immer weiter noch belästigt wirst, dass kann natürlich sein. Auch wenn du da schon widersprochen hast, können weitere Mahnungen, weitere Rechnungen, weitere inkasso-Schreiben kommen. Das kann sein. Da brauchst du echt einen harten Panzer, um das aushalten zu können, weil der Druck immer höher wird. Dann kannst du dich natürlich auch an uns wenden, ans Europäische Verbraucherzentrum. Den Kontakt-Link, den machen wird auch nochmal in die Show Notes. Dann gucken sich das unsere Juristen hier an und unsere Juristinnen. Und die können dir da vielleicht doch nochmal einen Tipp geben oder dich auch nochmal beruhigen. Weil das psychologisch einfach so das schwierige da dran ist.
Jonas: Ich stell mir das auch unangenehm vor, du hast einen Partner oder eine Partnerin und dann kriegst du irgendwie eine SMS und dann steht drin: Du hast angeblich Telefonsex in Anspruch genommen und musst dafür jetzt 500 Euro bezahlen.
Nina: Das ist ja auch kein Zufall, oder? Auch mit diesen Potenzpillen. Diese Masche hatten wir ja mal in einer anderen Folge. Wer spricht denn da auch gerne drüber?
Jonas: Das ist einfach unangenehm.
Nina: Es sind wohl auch ältere Menschen betroffen. Vielleicht betrifft es auch deine Großeltern zum Beispiel. Ich glaube, gerade die Generation ist etwas weniger internetaffin oder hat schnell mal den Eindruck: Mist, ich hab da ja doch mal meine Nummer, meine Daten eingetragen oder ich hab da ja mal wo angerufen und hatte die falsche Nummer und vielleicht war das das dann. Man kann sich schon auch relativ schnell schuldig fühlen, glaube ich. So Mist, ich hab mich da mal vertan.
Jonas: Deswegen: Falls du jemanden kennst oder es dir sogar selbst passiert ist, dann gerne die Folge wieder teilen. Das war eigentlich nur so eine kleine Update-Folge heute. Wir wollten über eine aktuelle Betrugsmasche informieren.
Nina: Unbedingt ein Abo dalassen, weil dann wirst du immer informiert über aktuelle Maschen.
Jonas: Und immer gerne mal auf unserer Webseite vorbeischauen, da haben wir auch unter der Rubrik "Vorsicht Falle" ein paar Infos. Guck da gerne mal vorbei. In diesem Sinne wünschen wir noch einen schönen Tag und bis zum nächsten Mal!
Nina: Mach‘s gut!