Der europäische Verbraucher-Podcast
00:00:00: Willkommen zu "Hilfe, mein Toaster brennt!". Wir haben heute unsere Folge mit einem Gast. Wir freuen uns sehr. Und wir stellen euch auch gleich vor, wer das ist. Die Folge heute heißt "Hilfe, meine Kuscheldecke stinkt". Warum die so heißt, das werdet ihr noch erfahren. Vielleicht ist dir das schonmal passiert, dass du online etwas gekauft hast und das kam ewig, wochenlang nicht an. Oder es blieb im Zoll hängen. Oder es kam an, aber war überhaupt nicht wie auf dem Bild und hatte total schlechte Qualität. Vielleicht war das Dropshipping. Was das ist für ein Geschäftsmodell und was du dazu wissen musst, das erklären wir die heute.
00:00:35: Intro-Musik
00:00:49: Das ist unsere erste Folge, in der nicht nur Jonas und ich sind, sondern heute ist auch Juliane dabei. Hallo, Juliane!
00:00:55: Hallo.
00:00:55: Wir freuen uns, dass du da bist.
00:00:57: Ja, schön, dass du da bist. Juliane ist Juristin bei uns und hat zusammen mit mir und noch vielen anderen das tolle Projekt "Dropshipping" gemacht. Jetzt wirst du dich fragen: Was ist Dropshipping überhaupt? Juliane, kannst du uns mal einen kleinen Überblick geben: Um was handelt es sich da überhaupt?
00:01:12: Also es handelt sich dabei um ein Geschäftsmodell. Stellt euch vor, ihr kauft im Internet bei einem Online-Shop ein. Ihr bestellt Schuhe oder eine andere Ware. Und, ja, dort habt ihr einen Verkäufer. Aber dieser Verkäufer hat zum Beispiel kein eigenes Lager. Der gibt dann einfach nach dem Bestellvorgang eure Bestellung direkt an seinen Lieferanten weiter und dies ist für euch auf den ersten Blick gar nicht so erkennbar. Also der Verkäufer nimmt eigentlich nur die Bestellung entgegen und wickelt die Zahlung mit euch ab.
00:01:41: Ok, wie kann ich mir das jetzt vorstellen. Also ich bin sehr sehr Internet-affin würde ich mal von mir behaupten. Ich geh gerne online kaufen. Kann man das als normaler Online-Shopper erkennen? Also ich habe das Wort vorher nicht mal gekannt.
00:01:50: Es ist schwierig bis gar nicht zu erkennen. Erst, wenn die Ware ankommt, dann kriegt man vielleicht einen Hinweis darauf, dass die aus Asien kommt, obwohl der Verkäufer in UK sitzt.
00:02:02: Du hattest doch da auch einen Fall, hast du uns erzählt. Von einer Verbraucherin, die sich an dich gewendet hat. Wie war das da nochmal?
00:02:07: Ja die Verbraucherin hatte eine Kuscheldecke für ihre Tochter bestellt. Und diese Kuscheldecke, das war ein Geschenk für Weihnachten. Diese hatte sie bei einem Verkäufer aus UK bestellt. Die Decke kam nicht pünktlich an, also Weihnachten war schon vorbei. Dann wollte die Verbraucherin von dem Vertrag Abstand nehmen und ihr Geld zurückbekommen. Darüber hat sie dann halt auch den Verkäufer informiert, aber letztlich kam dann im Februar die Decke.
00:02:31: Also deutlich nach Weihnachten und nicht mehr als Geschenk geeignet.
00:02:33: Genau. Und die Verbraucherin wollte die Decke nicht und als das Paket dann ankam, dann war sie völlig überrascht, dass da halt andere Schriftzeichen zu sehen waren, also es kam aus Asien und ja, sie musste leider einen sehr unangenehmen Geruch feststellen. Also die Decke hat wirklich gestunken, hat sie mir berichtet.
00:02:50: Also so, Fail-Kauf, ne.
00:02:53: Sie hat halt eine schöne Schafswolldecke erwartet, die halt einen netten Spruch beziehungsweise ein paar nette Worte, mit ein paar netten Worten bedruckt war. Aber letztlich hat sie dann minderwertige Qualität erhalten, weil die Decke hat halt extrem gerochen, gestunken.
00:03:07: Was macht man dann am besten in so einem Fall? Weil du hattest ja vorhin gesagt zum Streckengeschäft, du bestellst eigentlich im Online-Shop, bezahlst dort auch, aber bekommst dann die Ware eigentlich von dem Lieferanten. Wenn es da zu Problemen kommt: Wer ist denn da mein Ansprechpartner?
00:03:18: Der Ansprechpartner ist weiterhin der Verkäufer, also der Online-Shop-Betreiber. Und diesen kann man dann über seinen Entschluss, den Vertrag rückgängig zu machen, informieren. Da muss man sich aber vorher dann auf der Webseite oder in den E-Mails informieren, an wen man diese Nachricht auch schicken muss. An wen man diesen Entschluss mitteilen muss.
00:03:39: Es ist halt nicht ganz so einfach als wenn ich einfach einen klaren Ansprechpartner hätte. Da ist halt noch eine dritte Person, der Lieferant, involviert. Kann man das so sagen?
00:03:47: Also das Vertragsverhältnis besteht ja in der Regel nur zwischen dem Verbraucher und dem Verkäufer oder zwischen Käufer und Verkäufer. Und der Lieferant, der wurde von dem Verkäufer beauftragt, die Ware dann an den Käufer zu schicken.
00:04:00: Man muss auch nochmal dazusagen: Wir haben uns ja solche Webseiten vorher zusammen angeschaut vor dem Podcast. Also wie gesagt, man erkennt nicht, dass es sich um Dropshipping handelt. Aber wir wussten es ja, weil diese Verbraucherin zum Beispiel zu dir kam, Juliane, und durch ihre Berichte konnten wir herausfinden: OK, das ist sehr wahrscheinlich Dropshipping. Ja und die Seite ist auch schön gemacht. Das Produkt sah auch in Ordnung aus. Da stand auch noch so: Finden Sie das perfekte Geschenk. Und da stand auch noch, dass es nur heute total günstig ist, ja, und wir haben am nächsten Tag nochmal geguckt.
00:04:29: Stand lustigerweise auch drei Tage vorher auch schon drauf.
00:04:30: Richtig, das steht da jeden Tag. Aber das weiß man ja nicht, wenn man da einmal draufgeht.
00:04:34: Das ist sehr schwierig zu erkennen, ja, und die Seiten sind optisch halt auch immer sehr schön gestaltet und letztlich, ja, man könnte dann zwar sagen: Lies dir die Kommentare durch, schau nach den Bewertungen. Aber letztlich ist das auch kein guter Tipp, weil auch diese Kommentare nicht immer echt sind beziehungsweise man oft nur einen Kommentar abgeben kann, wenn man fünf Sterne vergibt. Und negative Kommentare dann sehr selten dort zu finden sind. Also man sollte halt einfach vorsichtig sein, bevor man bestellt. Man sollte sich die Webseite genau angucken. Man sollte wirklich auf Schreibfehler achten oder die AGB sich einfach kurz anschauen, die Widerrufsbelehrung. Und dann Google-Bildersuche kann man auch machen.
00:05:14: Also so diese Standard-Sachen einfach mal.
00:05:16: Genau. Dann Google-Bildersuche.
00:05:18: Kartendienste mal abchecken, ob das Unternehmen auch wirklich da sitzt, wo die Adresse von dem Online-Shop angegeben ist. Ist da ein Häuschen vielleicht nur? Oder ist da noch ein Lager mit dabei oder sonst irgendwas? Weil wir hatten schon oft die Fälle, dass dann wie gesagt irgendwie nur so ne Stelle war, wo du nur Pakete abgeben konntest oder ein Postfach oder sonst irgendwas.
00:05:37: Oder in dem Fall von meiner Verbraucherin: Die wollte dann natürlich die Decke, das Paket, zurückschicken. Und dann hat sie die Widerrufsadresse, die im Widerrufsformular angegeben war, bei der Post halt auch angegeben. Und dann sagte die Postbeamtin zu ihr, dass dort eine Zustellung nicht möglich sei, dass die Adresse irgendwie nicht existieren würde. Und zudem war halt die Rücksendeadresse in den USA in Kalifornien gelegen. Und gar nicht in Asien oder in Europa.
00:06:02: Musste sie die Portokosten selbst tragen? Das kann ja auch auf einen zukommen, oder?
00:06:07: Das ist in der Regel der Fall, wenn der Verkäufer vorher darüber aufgeklärt hat, dass im Falle eines Widerrufs die Kosten zu tragen sind. Und ja, in diesem Fall hätte sie die hohen Portokosten selber zahlen müssen.
00:06:20: Das hört sich alles momentan so super gefährlich an für Verbraucher. Ist es eigentlich nur nachteilig dieses Dropshipping für Verbraucher oder gibt es da auch positive Aspekte? Beziehungsweise muss ich jetzt Angst haben, wenn ich online einkaufe, dass ich irgendwie immer bei einem Dropshipper lande?
00:06:31: Dropshipping ist ein legales Geschäftsmodell und es birgt natürlich auch Vorteile für Verbraucher. Also es gibt manchmal gute Angebote und die Möglichkeit, ein Schnäppchen zu machen, da ja der Verkäufer keine Lagerkosten hat und auch keine Mitarbeiter bezahlen muss in der Regel. Dann kann er auch günstigere Preise anbieten. Allerdings muss man vielleicht auch wissen, dass der Verkäufer häufig viel Gewinn macht. Der kauft die Produkte günstig ein und verkauft sie dann halt etwas teurer weiter.
00:06:59: Übrigens, damit wir hier nicht nur reden, haben wir den Selbsttest gemacht. Es war sehr witzig. Wir standen da zu viert oder fünft um meinen PC rum und haben gemeinsam per Dropshipping etwas eingekauft. Und zwar ein rosa Plüscheinhorn, das auch Licht macht und dieses Licht an die Decke werfen kann. Und da stand so: Es ist ein huggable, also ein umarmbares, Plüscheinhorn. Es sah echt süß aus und wir wollen jetzt einfach mal gucken: Sieht das wirklich dann so aus wie auf dem Bild? Kommt es überhaupt wirklich an? Vielleicht läuft ja auch alles super. Ich bin total gespannt, also in den nächsten Folgen werden wir dich da auch auf dem Laufenden halten, was da so passiert.
00:07:36: Ob da was kommt oder nicht oder ob es im Zoll hängen bleibt oder oder oder. Du hast ja nicht mal eine Bestätigung bekommen, wann es kommen soll.
00:07:42: Ich wurde nirgendwo darüber informiert, wann es ankommt, richtig. Vielleicht dauert es ein paar Wochen.
00:07:46: Ja, wir lassen uns überraschen. Auf jeden Fall eine coole Sache. Wir sind gespannt, ob die vierzig Euro, die wir investiert haben, gute vierig Euro gewesen sind oder nicht. Falls dir sowas mal passiert sein sollte, kannst du dich natürlich immer gerne an uns wenden. Wenn es diesen Shop natürlich, Juliane, das haben wir vielleicht vergessen kurz anzusprechen. Es kommt ja auch immer mal wieder vor, dass diese Shops mysteriöserweise nach ein, zwei Wochen verschwinden. Kann man da als Verbraucher überhaupt noch irgendwas was machen? Kriegt man da sein Geld zurück oder wirds dann kompliziert?
00:08:15: Also der Anspruch, sein Geld zurückzubekommen, der besteht ja dann, wenn man den Widerruf erklärt hat und der dann auch zugegangen ist an den Verkäufer. Nur es ist in der Praxis sehr schwierig, wenn die Person, die dann den Online-Shop betreibt, nicht mehr greifbar ist. Es gibt dann noch so Verfahren, wenn mit Kreditkarte gezahlt wurde: Chargeback-Verfahren. Oder halt wenn per Paypal der Kaufpreis gezahlt wurde, kann man Paypal-Käuferschutz einschalten. Diese Verfahren sind dann an gewisse Fristen auch gebunden, aber es kann unter Umständen sehr schwierig und mühsam sein, sein Geld dann tatsächlich wiederzubekommen, auch wenn man darauf Anspruch hat. Aber ja, bei Bedarf helfen wir auch gerne weiter. Wir haben viele Fälle, die sich überraschenderweise dann auch positiv lösen lassen können. Und ja, also weiterhelfen können wir in der Regel schon. Nur es gibt vereinzelt Fälle, wo das dann leider mal nicht der Fall ist.
00:09:06: Juliane, kannst du uns noch einmal sagen: Was wären so deine drei wichtigsten Punkte zum Thema Dropshipping? Worauf sollte ich achten?
00:09:11: Man sollte darauf achten, dass im Impressum ein Ansprechpartner angegeben ist: Wer betreibt den Shop? Und sich die Webseite ganz genau ansehen. Also das man vielleicht auch bevor man die Bestellung tätigt, Preise vergleicht. Wenn man das Produkt eingibt, das man kaufen möchte, dann schaut wie es auf anderen Websites angeboten wird oder ob der Kaufpreis der gleiche ist. Oder ob es vielleicht günstiger ist. Man sollte sich, ja, Bewertungen anschauen und wenn man merkt, dass die vielleicht nicht sehr authentisch sind, dann sollte man doch eher von dem Kauf Abstand nehmen. Und wichtig ist einfach, sich ganz genau anzuschauen, was man da kauft, bevor man da irgendwelche Daten eingibt.
00:09:51: Stichwort Preisvergleich war auch ganz gut. Wir haben ja auch nochmal bei unserer Recherche, bei unserem Selbst-Experiment andere Seiten angesteuert und geguckt, gibts dieses wunderschöne Einhorn auch noch irgendwo anders? Und lustigerweise haben wir das Stofftierchen auch für etwas günstigere zehn Euro gefunden. Also da wirklich...
00:10:07: Oder zehn Dollar. Aber auch für siebzig Euro auf einer anderen Seite.
00:10:11: Also da wirklich immer gerne mal die Suchmaschinen nutzen und vergleichen. Juliane hat es auch vorhin angesprochen die Google-Bildersuche. Da kannst du einfach die URL vom Bild reinklatschen und bekommst dann entsprechend die Seiten von Google angezeigt, wo es denn dieses Bild noch so gibt.
00:10:25: Einen Tipp habe ich noch. Es kann auch sein, dass auf der Webseite ganz wenige Produkte angeboten werden und diese Produkte auch gar nicht so zusammenpassen. Also wie zum Beispiel auf der Seite, wo wir auch unseren Test-Kauf gemacht haben. Da gab es dann Produkte, die einerseits für Weihnachten waren, obwohl ja Weihnachte immer nur saisonbedingt ist, und Decken, Kissenbezüge. Sachen, die halt gar nicht unbedingt - und Hundedecken - also Sachen, die gar nicht wirklich zusammenpassen.
00:10:54: Es waren alle Artikel gleichzeitig reduziert. Und sind jeden Tag reduziert mit dem Hinweis, dass das nur heute gelten würde.
00:11:01: Genau und dann waren wir noch auf einer anderen Seite und dort war hat auch schon derselbe Aufbau von der Webseite. Nur mit anderen Farben. Es gib so Baukasten-Systemen, mit denen man ganz schnell so Websites erstellen kann, und dort waren halt auch die Preise immer alle reduziert. Es war derselbe Aufbau nur andere Produkte. Und ja, es ließ sich eigentlich auch dasselbe feststellen, dass Produkte willkürlich kombiniert wurden und dass es halt keine große Auswahl gab.
00:11:30: Auf unserer Webseite könnt ihr übrigens auch nochmal einiges nachlesen zum Thema Dropshipping. Den Link den packen wir euch in die Show-Notes.
00:11:36: Wie es mit unserem Selbstexperiment ausgegangen ist, das erzählen wir in der nächsten Folge. Da geht es dann ums Thema Influencer-Marketing.
00:11:42: Falls es bis dahin schon da ist.
00:11:43: Falls es bis dahin schon da ist, wir wissen es nicht. Schön, dass du reingehört hast. Wir freuen uns, bis zum nächsten Mal, ciao, ciao.