Hilfe, mein Toaster brennt!

Hilfe, mein Toaster brennt!

Der europäische Verbraucher-Podcast

Transkript

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00:00:00: Hallo, wir sind Nina.

00:00:02: Und Jonas.

00:00:04: Willkommen zu unserem Podcast: „Hilfe, mein Toaster brennt!“.

00:00:07: Heute geht es bei uns um die Frage: Was gilt, wenn ich etwas einkaufe, meine Meinung ändere und es dann zurückgeben will.

00:00:13: Spoiler: Es macht einen Unterschied, ob du online oder im Geschäft einkaufst.

00:00:18: Intro-Musik

00:00:34: Nina, was war denn dein letzter Fail-Kauf, den du zurückgegeben hast?

00:00:38: Das war bei mir ein Pullover. Den habe ich online gesehen und hab mir den in einem Online-Shop bestellt. Die Farbe wurde als Beige beschrieben, aber es war für mich eher ein braun. Für mich hat das von der Farbe her nicht gepasst und ich wollte den tatsächlich nicht behalten und habe ihn dann wieder zurückgeschickt.

00:01:11: Und genau das klären wir heute, was eigentlich rechtlich gilt? Und was du machen kannst, wenn du in einem Geschäft einkaufst.

00:01:17: Nochmal vorneweg: Bei uns geht es heute darum, was ist, wenn ich als Kunde die Meinung ändere. Also, wenn ich ein Produkt kaufe und dann entscheide, ah ich möchte es eigentlich doch nicht haben. Was anderes ist es nämlich, wenn ich etwas kaufe das kaputt ist.

00:01:31: Und falls du da noch nicht reingehört haben solltest, empfehlen wir dir ganz stark unsere erste Folge, die genauso heißt wie unser Podcast: „Hilfe, mein Toaster brennt!“. Da erklären wir nämlich genau diese Fragen und alles zu deinem Recht auf ein funktionierendes Produkt.

00:01:44: Nehmen wir mal an, es ist kein Corona. Ich gehe in die Innenstadt eine Runde shoppen und kaufe mir dort eine Jacke in einem Geschäft. Zu Hause probiere ich sie dann noch mal an und denke mir: Mist, die Farbe ist doch nicht so mein Ding. So ähnlich wie mit meiner Online-Bestellung. Oder die Größe ist doch ein bisschen klein. Dann gehe ich wieder zurück in den Laden und gebe die Jacke einfach zurück, oder?

00:02:09: Wir kennen das ja alle bei großen Modeketten. Da kannst du deinen Einkauf häufig auf Kulanz zurückgeben. Das ist aber nicht, weil es dein Recht ist, sondern ein freiwilliger Service des Geschäfts. Das kannst du nicht immer machen, zum Beispiel bei Sonderangeboten. Da kennt man es ganz häufig. Dann ist ausgeschrieben: „Vom Umtauschrecht ausgeschlossen“. Da kannst du es dann nicht zurückgeben.

00:02:34: Es kann auch sein, dass kleinere individuellere Läden es nicht anbieten, dass du Sachen umtauschen kannst, weil es eben kein generelles Recht ist, sondern eben dieser freiwillige Service. Geh daher nicht davon aus, dass du alles, was du kaufst, im Laden einfach umtauschen kannst. Unsere Botschaft ist: Frag am besten vorher nach, welche Umtauschpolitik gilt da so.

00:03:05: Gerade bei Bekleidungsgeschäften oder auch bei anderen ist der Service zum Standard geworden. Es wird sogar oft damit geworben, zum Beispiel "Probieren Sie die Ware zu Hause aus. Sie haben so und so lange Zeit, um die Ware umzutauschen". Das kennen wir alle. Manchmal steht es unten auf dem Kassenbon: "Rückgaberecht innerhalb von 14 Tagen". Dann muss aber auch das Geschäft die Ware zurücknehmen und kann nicht einfach sagen: "Nee, machen wir nicht". Wenn das so kommuniziert wird: auf Aushängen im Geschäft, über Durchsagen, auf dem Kassenzettel, dann muss das wie gesagt auch so gelten. Wenn du dich ganz doll absichern willst, dann mache am besten ein Foto von der Info und berufe dich beim Umtausch darauf.

00:03:39: Also wie gesagt, im Zweifelsfall im Laden nachfragen und frag am besten auch nach den Umtauschbedingungen. Denn es ist nicht so, dass wenn ein Geschäft sagt: "Grundsätzlich ok. Machen wir. Umtausch ist kein Problem". Dann ist es nicht so, dass du da immer dein Geld zurückbekommst. Es kann sein, dass dir manche einen Gutschein anbieten. Manche wollen, dass man den Kassenbon vorlegt. Ansonsten ist kein Umtausch möglich. Das kann unterschiedlich sein und daher solltest du dich vorher einfach kurz informieren.

00:04:08: Zusammengefasst: Wenn du im Laden einkaufst, hast du kein grundsätzliches Rückgaberecht. Viele Geschäfte bieten das aber wie gesagt freiwillig auf Kulanz an, wenn du deine Meinung zum Produkt geändert hast. Wenn das Teil kaputt ist, kannst du da natürlich auch was im Laden machen, beziehungsweise deine Gewährleistungsrechte in Anspruch nehmen.

00:04:24: Wie ist das nun, wenn ich online einkaufe? Wir haben ja jetzt über Geschäfte und Läden gesprochen. Hier ist es so, dass du überall in der EU ein 14-tägiges Widerrufsrecht hast. Das heißt, du hast 2 Wochen Zeit, um die Meinung zu ändern und die Ware einfach wieder zurückzuschicken.

00:04:43: Hintergrund ist der: Wenn du online kaufst, kannst du die Ware ja nicht anfassen, anprobieren oder testen, wie wenn du jetzt in einem Geschäft bist. Im Laden geht das natürlich entspannt. Da kannst du dich im Umkleideraum anschauen, die Ware testen, ob alles passt. Das kannst du, wenn du es online bestellst natürlich nicht machen.

00:05:01: So, wenn ich jetzt eine Sache eben zurückschicken möchte, ist eines sehr wichtig. Ich muss den Widerruf - so heißt eben dieses Zurückschick-Recht - erklären. Wir geben da immer den Tipp: am besten schriftlich. Das einfachste ist eine Mail zu schreiben an den Online-Shop, wo ich eingekauft habe. Da reicht oft ein ganz einfacher Satz wie: "Hiermit widerrufe ich folgende Ware, die ich dann und dann gekauft habe". Falls du da Inspiration brauchst, kannst du gerne sehr gerne auf evz.de - unsere Internetseite - gehen und einfach mal in die Suche "Widerruf" eingeben. Da findest du dann nämlich Vorlagen für solche Widerrufsschreiben.

00:05:41: Hast du so was wirklich schon mal gemacht? Hast du selbst schon mal einen Widerruf geschrieben? Also ich habe, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich so was jemals gemacht habe.

00:05:48: Das ist das Ding, ne? Weil so ist die Regel. So haben unsere Juristen das vorher erklärt.

00:05:53: Und wir haben uns erstmal nur angeguckt, ne? Haben gedacht: hä?

00:05:55: Richtig! Also, wenn ich bei so großen Shops, sagen wir mal Amazon, Zalando, Asus bestelle, dann habe ich ehrlich gesagt noch nie so eine Widerrufs-Mail geschrieben. Du?

00:06:03: Also, ich kenne das nur so, dass ich mein Widerrufs-Formular entweder schon in dem Paket mit drin habe, was mir geschickt wird; da kreuze ich das an, pack's rein und damit hat sich die Sache erledigt oder ich gehe eben auf die Seite und guck unter Versand, Widerrufsbelehrung, wo ich mir meinen Retourenschein ausdrucken kann. Aber einen Widerruf selbst habe ich jetzt auch noch nie gemacht.

00:06:24: Behalte das auf jeden Fall im Hinterkopf mit dem Widerruf schriftlich erklären. Das ist so die grundsätzliche Regel. Manche Shops haben das einfach vereinfacht, ne? Das ist auch ein Service für den Kunden. Und wenn du dann auf der Seite unter dem Reiter "Widerruf" oder "Retoure" nachliest: Ja, bei uns funktioniert das so; du klebst das Retouren-Etikett drauf, kreuzt online oder wie auch immer an, was du zurückschicken möchtest, dann kannst du davon ausgehen, dass das auch so reicht.

00:06:54: Der Verkäufer muss dir den Kaufpreis dann natürlich auch zurückerstatten, wenn du was zurückschickst. Dafür hat er wiederum zwei Wochen Zeit. Also du hast 14 Tage Widerrufsrecht, er hat dafür 14 Tage Zeit, dir dein Geld zurückzugeben. Er ist allerdings nicht verpflichtet, die Portokosten fürs Zurückschicken zu übernehmen. Ganz wichtig: große Anbieter machen das oft freiwillig. Viele haben das Zurückschick-Verfahren sogar total vereinfacht. Das haben wir ja vorhin schon gesagt mit dem Retourenschein. Du darfst aber nicht davon ausgehen, dass es immer kostenlos ist, der Rückversand. Kosten können aber auch entstehen, wenn du in einem Land außerhalb der EU bestellst. Aktuelles Beispiel Großbritannien. Die sind jetzt erst vor Kurzem aus der EU ausgetreten. Da kann es natürlich vorkommen, dass du Portokosten bezahlen musst, weil es eben außerhalb der EU ist. Das kann ein bisschen teurer werden. Es kann sein, dass ab sofort Zollgebühren auf dich zukommen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Schweiz, was kein EU-Mitgliedstaat ist. Also da einfach aufpassen. Sich vorab informieren, wie da die Versandbedingungen sind, wenn du was zurückschickst.

00:07:54: Ein paar Dinge gibt es noch zu beachten. Wenn du jetzt eben online was bestellt hast und überlegst, ob du das behalten möchtest oder nicht, dann kannst du das Produkt natürlich testen. Stell dir dabei vor, du bist im Laden. Also ich mein damit, wenn es ein Kleidungsstück ist, dann kannst du das natürlich anprobieren. Das ist völlig in Ordnung. Du darfst aber zum Beispiel nicht Schuhe draußen auf der Straße tragen oder die Etiketten abreisen. Das geht dann nicht. Das kannst du dann nicht einfach zurückschicken, beziehungsweise du kannst es dann zurückschicken, dann könnte aber der Shop auf dich zukommen und sagen: "Wir möchten, dass du doch einen Teil von dem Produkt zahlst als Wertersatz, weil du hast es ja schon zum Teil genutzt". Vielleicht hast du schon einmal mal den Begriff "Zalando-Partys" gehört. Also einfach Kleidung bestellen, die in der Disco oder in der Bar tragen, im Alltag nutzen und dann einfach wieder zurückschicken. Das geht nicht. Dann kann es wirklich sein, dass ich diesen Wertersatz zahlen muss.

00:08:51: Auch bei CDs und DVDs musst du darauf achten, dass du die Versiegelung nicht aufmachst. Sobald du die aufmachst, erlischt das Widerrufsrecht. Gilt auch für verderbliche Lebensmittel, zum Beispiel Blumensträuße, Medikamente. Du kannst dir jetzt zum Beispiel nicht einen Ring gravieren lassen mit deinem Jahresdatum mit deiner Liebsten und dann sagen der gefällt mir nicht und dann zurückschicken, weil es eben ein individuell angefertigtes Stück ist, was du nicht einfach wieder zurückgeben kannst. Dasselbe gilt auch für Fußballtrikots, wenn du da eine Beflockung hinten drauf machst mit deinem Namen. Für die Gamer unter euch, ich kenne das zum Beispiel bei digitalen Inhalten. Da erlischt das Widerrufsrecht meistens schon viel früher. Also gar nicht erst bis 14 Tage, sondern wenn du so ein bis zwei Stunden gezockt hast. Wenn du jetzt zum Beispiel ein Online-Spiel herunterlädst, dann kannst du nicht einfach sagen ich gebe das jetzt wieder zurück.

00:09:42: Übrigens gilt das Ganze mit dem Zurückschicken nicht nur online. Das gilt fast immer, wenn ich was nicht klassisch im Laden gekauft habe. Also es gilt auch bei Straßen-Käufen. Manchmal hat man da ja das Gefühl, dass einem was angedreht wird. Das gilt bei Haustürkäufen, wenn da jetzt jemand mit dem Staubsauger vorbeikommt. Dann habe ich zwei Wochen Zeit zu sagen: "Nee, ich möchte den nicht behalten. Ich möchte mein Geld zurück". Das gilt auch bei Katalog-Bestellungen, wenn ich über das Telefon was einkaufe und momentan in den Corona-Zeiten gilt das auch bei Click & Collect. Ich habe ja vielleicht da vorher sogar schon bezahlt, habe mir das online ausgesucht das Produkt und dann fahre ich hin. Ja, und vielleicht ist es dann in Wirklichkeit gar nicht so, wie ich das wollte. Und dann habe ich eben auch dieses Widerrufsrecht.

00:10:25: Was ich auch super lustig fand, zur Vorbereitung auf die Folge haben Nina und ich uns ja ein bisschen unterhalten zu dem Thema. Und wir haben mehr oder weniger das gleiche Problem zu Hause. Unsere Mütter sind sehr Online-Shopping affin.

00:10:39: Sie machen auch manchmal Dinge, die man nicht machen sollte. Wir haben euch ganz doll lieb übrigens. Wollte ich jetzt nur noch mal einwerfen.

00:10:48: Ja, haben wir! Aber sie sind manchmal, ja. Also meine Mutter. Ich kenne das nur von meiner Mama. Die hat sich letztens irgendwie Schuhe irgendwann mal bestellt auf einer Seite, deren Sprache Französisch war. Also Meine Mutter versteht Französisch. Ich würde jetzt aber behaupten, sie spricht nicht perfekt. Und dann war ich schon so ein bisschen irritiert. Weil, warum hast du da eingekauft? Warum kaufst du nicht auf einer deutschen Seite ein, Mama? Hat sie gemeint: "Ja, weil das sei super günstig. Ich habe da einen super Deal gemacht". Und dann habe ich mir mal die Seite angeguckt und das hat einfach so nach Scam gerochen, wo ich mir gedacht hab: Oh, Mama. Warum?!

00:11:21: Und hat sie die Schuhe jemals bekommen?

00:11:23: Sie hat, das ist tatsächlich lustig. Es wurde irgendwann der Käuferschutz bei PayPal von ihr aktiviert. Weil ich ihr gesagt habe: "Mama, komm beschwer dich". Weil sie hat irgendwie einen Monat oder so gewartet. Nichts bekommen. Keine Rückmeldung bekommen vom Shop. Dann habe ich ihr gesagt: "Ok, dann mach jetzt mal den Käuferschutz bei PayPal". Wusste sie natürlich auch nicht, was das ist. Weil meine Mutter einfach denkt, das Internet ist Friede, Freude, Eierkuchen. Alles, was dort steht, ist richtig. Und alle sind lieb und nett. Bis ich ihr halt mal erklärt habe: "Ok, Mama. Da sind auch Leute, die wollen dich scamen. Die wollen dich verarschen. Die wollen dich irgendwie abziehen". Und die Schuhe kamen dann, aber tatsächlich irgendwie auch erst nach dem Käuferschutz 30 Tage später oder so was.

00:12:01: Oh, je! Es soll auch Mütter geben (ich definiere das jetzt nicht näher), die davon ausgehen, dass man überall alles wie auf Amazon einfach so wieder zurückschicken kann. Und dann kommen doch manchmal eben Portokosten. Wir haben das ja vorhin mal kurz erklärt. Kann halt so sein. Und dann verscherbeln sie die Sachen innerhalb der Familie weiter. Ich mein jetzt eher verschenken. Sie suchen halt andere Abnehmer für diese Waren zu finden, weil es dann doch irgendwie ihnen zu kompliziert ist, das wieder zurückzuschicken. Vielleicht kennt das ja jemand und hat das schon mal erlebt. Mütter dieser Welt, Väter dieser Welt, alle Menschen dieser Welt, die online einkaufen: Guckt einfach mal vorher kurz, was das für eine Seite ist. Was das für ein Shop ist. Gibt es da ein Impressum? Wirkt das alles seriös auf mich und eben: Wird da erklärt, wie der Widerruf funktioniert, falls ich das einfach doch zurückschicken will?

00:12:54: Genau! Ganz wichtig einfach: Wenn man schon nicht versteht, was der Inhalt auf der Seite ist, vielleicht weil man die Sprache nicht spricht. Einfach umschauen, ob man nicht vielleicht noch eine andere Alternative findet, wo man einfach ein bisschen sicherer fährt. Das so der Tipp an euch da draußen. Und an dich, Mama. Ich hab dich lieb.

00:13:12: Mehr zum Thema gibts übrigens auf unserer Internetseite auf evz.de. Da könnt ihr nochmal alles nachlesen. Wir haben das auch in den Shownotes verlinkt. Und ja, solltest du jetzt trotzdem noch ein Problem mit einem Händler haben, der deinen Widerruf einfach nicht akzeptieren will, dann kannst du dich auch kostenlos an uns (das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland) wenden. Das geht immer dann, wenn der Laden, wo du eingekauft hast, in einem anderen EU-Land sitzt.

00:13:38: Genau. Und damit würde ich sagen: Tschö mit ö.

00:13:41: Bis zum nächsten Mal.

Über diesen Podcast

Bist Du schon mal verreist? 🏝️ Hast Du schon mal etwas eingekauft? 👕

Ich vermute ganz stark ja. Und mache für Dich diesen Podcast!

Was tun, wenn mein frisch gekaufter Toaster kaputt geht? 😱
Wenn die Online-Bestellung nie ankommt? 📦
Bekomme ich Geld zurück, wenn mein Zug ausfällt? 🚉

Ich bin Nina und ich erkläre Dir Deine Rechte einfach & verständlich.

"Hilfe, mein Toaster brennt!" ist ein Podcast des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland.

von und mit Nina Zeindlmeier

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