Hilfe, mein Toaster brennt!

Hilfe, mein Toaster brennt!

Der europäische Verbraucher-Podcast

Transkript

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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Hilfe, mein Toaster brennt!". Heute geht es um das Thema Influencer-Marketing. Wir hatten es ja in der letzten Folge schon anklingen lassen. Wir haben ein Selbstexperiment gemacht. Da hat Nina ein Plüscheinhorn bestellt. Ob das angekommen ist oder ob wir Probleme hatten, darum geht's heute und wir freuen uns, dass du eingeschaltet hast. Also let's go.

00:00:18: Intro-Musik

00:00:30: Heute haben wir wieder einen Gast und zwar ist Amelie heute bei uns. Hallo, Amelie!

00:00:35: Hallo!

00:00:36: Auch Amelie ist Juristin bei uns im EVZ. Und, ja, sie wird heute so ein bisschen ihre Expertenmeinung einbringen. Sie beschäftigt sich viel mit dem Thema Influencer-Marketing uns sie ist auch selber auf Instagram unterwegs, hat sie mir vorher erzählt.

00:00:48: Bevor wir jetzt aber in das Thema Influencer-Marketing mehr einsteigen, vielleicht noch ein kurzes Update. Ich hab ja eingangs schon erwähnt: Wir haben ein Selbstexperiment in unserer letzten Folge gemacht. Und zwar haben wir ein Plüscheinhorn bestellt. Nina hat es am 10. Juni bestellt, wir haben bis heute noch keine Lieferung erhalten. Nina hat sich gestern, glaube ich, war das, vorgestern, hast du denen eine Mail geschrieben und hast gefragt: Yo, Leute, wann kommt denn mein heiß ersehntes Einhorn endlich an. Wir haben bis jetzt noch keine Rückmeldung bekommen. Dir wurde aber mehr abgezogen als in der Bestellbestätigung stand. Ich glaub es hat vierzig Euro oder 39,99 Euro gekostet. Wie viel hast du denn jetzt schlussendlich bezahlt?

00:01:26: Das war schon mal relativ kurios. Also genau wie du sagtest. Vor ungefähr, ja ein bisschen mehr als zehn Tagen, haben wir das bestellt und zwar einer Seite, die Dropshipping betreibt. Was das ist, falls du da nochmal nachhören möchtest, dann höre die gerne unsere letzte Folge an. Da erklären wir, was Dropshipping ist. Jetzt wurden mir siebzig Cent mehr abgezogen als das Teil eigentlich hätte kosten sollen. Das hab ich auf meinem Kontoauszug gesehen. Also ich weiß jetzt auch nicht, warum. Das war für mich nicht ersichtlich. Und es kam eben bis heute leider noch nicht an und ich habe auch nie mitgeteilt bekommen, wann es ankommen soll. Amelie, wie ist denn das. Eigentlich muss doch immer dabeistehen, wann die Lieferung ankommt, oder?

00:02:05: Ja genau, also man muss den Verbraucher transparent darüber informieren, wann die Ware ankommen soll. Bei dir war das ja so, dass man in den FAQ dann gefunden hat, dass die Lieferzeiten zwei bis vier Wochen betragen.

00:02:17: Das stand da, richtig, und die musste ich aber auch wirklich suchen die Info, ne, also ich bin dann nochmal auf die Seite gegangen und hab da alles durchforstet und dann hab ich diese Info erst gefunden.

00:02:26: Aus meiner Sicht ist es nicht ausreichend. Du wurdest ja nicht darüber informiert und bis heute hast du keine Information, wann das geliefert wird.

00:02:32: Deswegen habe ich da jetzt hingeschrieben und hab gesagt es wäre dringend. Ich möchte bitte meine Lieferung so bald wie möglich bekommen. Das ist nämlich ein Geschenk. Und ich hab auch nachgefragt, wie es zu dem Preis kam. Amelie, kannst du mir das erklären? Warum wurde mir da jetzt mehr abgezogen? Woran könnte das liegen? Wir wissen es ja nicht.

00:02:48: Also ehrlich gesagt finde ich auch den Unterschied nicht so hoch. Deswegen finde ich es schwer zu erkennen, warum du dann 70 Cent mehr bezahlt hast. Aber vielleicht liegt es daran, dass der Verkäufer in UK sitzt und mit Brexit kann es ja sein, dass vielleicht Gebühren gefallen sind. Das sehen wir dann in der Rechnung, wenn das Einhorn ankommen sollte.

00:03:07: Da bin ich sehr gespannt, was in der Rechnung steht oder ob mir auf die Mail vielleicht doch eine Antwort gegeben wird. Wir halten dich auf dem Laufenden.

00:03:13: So viel zum Einhorn. Aber was ist denn jetzt eigentlich Influencer-Marketing, Amelie? Was kann ich mir darunter vorstellen?

00:03:19: Stell dir mal vor, dass du digital aktiv bist und eine Seite hast mit Bildern von deinem Hund, was du mit dem Hund machst, wo du spazieren gehst, welche Spielzeuge du für den Hund kaufst. Und das möchtest du einfach zeigen, was du da machst, weil du denkst, dass Informationen für andere Leute auch wichtig sein können oder interessant sein können. Und mit der Zeit hast du auch immer mehr Follower, weil die Leute sich wirklich für deinen Hund interessieren und auch selber einen Hund haben und einfach austauschen wollen. Nach einer gewissen Zeit kann man ja auch sehen, dass du quasi so eine Community hast. Und die Marken sehen das und denken sich: Ok, jetzt möchte ich für mein Produkt werben. Ich habe ein Spielzeug für Hunde entwickelt und das wäre vielleicht ganz gut, wenn ich jetzt Werbung mit einem Influencer machen würde. Und dann kommst du dann ins Spiel, weil du schon diese Community hast und weil die dann genau wissen, dass die Werbung viel mehr Impact haben wird auf andere Leute, weil du die Community schon hast.

00:04:12: Also kann ich mir darunter eigentlich vorstellen, dass ist wie früher so die klassische Fernseh-Werbung nur jetzt eben auf Social Media.

00:04:20: Schon, ja. Was wichtig da ist, ist einfach, dass die Zielgruppe schon da ist. Wenn du einen Werbespot machst, dann weißt du ja nicht, wer die anguckt.

00:04:28: Und so kannst du‘s jetzt halt zielgruppenspezifischer wahrscheinlich ausspielen.

00:04:30: Ja dann weißt du ja auch, dass sie Leute viel mehr Engagement dafür haben. Also da wirst du viel mehr Chancen haben, dein Produkt zu verkaufen, weil jemand das für dich wirbt, der auch das dann an die Leute, die daran interessiert sind, dann weitergibt.

00:04:42: Der Vergleich mit dem Fernsehspot den finde ich interessant, weil, wenn sowas im Fernsehen läuft, dann ist es ja total klar, also dann ist es uns ja allen total klar, dass jetzt gerade Werbung ist. Das das jetzt gerade ein Werbeblock ist. Es ist total klar, dass mir da jemand was verkaufen möchte. Bei Influencern ist es ja so, das ist ja eher neu, dass die das kennzeichnen müssen und sogar richtig dazuschreiben müssen, dass sie jetzt gerade Werbung machen.

00:05:05: Das ist ja auch genau das Problem mit Influecern. Beim Werbespot ist es ja schon alles geregelt. Und bei Influencern muss man ja überlegen, wie die bestehenden Rechtslagen eigentlich, äh, -grundladen, sorry, überhaupt für Instagram oder Influencer-Marketing allgemein dann gelten. Und das wird ja immer neu entscheiden bei den Gerichten. Die Entscheidungen sind ja immer unterschiedlich. Das hängt ja auch sehr viel daran, ob man erkennen kann, dass das eine Werbung ist. Das hast du ja auch gerade angesprochen. Wenn du einen Werbespot siehst, dann siehst du ja auch, dass das Werbung ist und dann bist du ja eher kritisch. Aber wenn du dann diese Webseite, also diese Instagram-Webseite hast, dann hast du vielleicht am Anfang auch eine subjektive Meinungsäußerung gemacht, aber es ist ja deine Meinung, das bleibt ja normal. Ab dem Moment, wo du dann für jemanden wirbst und das nicht sagst, dann können ja auch deine Follower das nicht mehr wissen, ob du da wirklich neutral darüber berichtest oder ob du dann wirklich, ja, ein Interesse daran hast, dass die Leute das Produkt dann kaufen.

00:06:02: Gerade weil sich bei Influencern ja doch privates und eben diese Werbepostings mischen, oder? Du hast das Beispiel gegeben. Ein Influencer, der so ein Hunde-Konto hat oder so einen Hunde-Account. Der zeigt vielleicht sein Privatleben und dann ist ja ein Posting dabei, wo er ein Spielzeug oder irgendwas Anderes bewirbt und in einem anderen Posting spricht er vielleicht auch über ein Hundespielzeug, aber gar nicht mal, weil er eine Kooperation mit der Marke hat, sondern weil er das einfach wirklich gut findet aus seiner Erfahrung. Also es ist halt super schwer zu unterscheiden, oder?

00:06:31: Das ist sehr schwierig. Da sind ja auch zum Beispiel manche Seiten, wo man genau weiß, dass die Leute fast immer Werbung machen. Da geht man davon aus, dass man die Werbung nicht kennzeichnen soll, weil der Verbraucher erwarten kann, dass der Instagrammer dann irgendwie was wirbt. Aber bei dieser Seite mit dem Hund: Vielleicht ist es auch nicht so eine große Seite und dann bist du ja auch daran gewöhnt, über dein Leben zu erzählen, über das Leben von dem Hund zu erzählen. Und dann auf einmal kommt eine Werbung und da ist es wichtig, dass die Verbraucher, also dass die anderen Follower, dann quasi wissen, dass du dafür eine Gegenleistung bekommen hast. Ja weil ansonsten können sie diese Werbung gar nicht wahrnehmen und dann auch nicht kritisch darauf reagieren. Das heißt, sie können dann beeinflusst werden, das Produkt zu kaufen ohne zu wissen, dass jemand dafür gezahlt hat, dass du das zeigst.

00:07:16: Wir haben uns ja auch bewusst dazu entschieden, nach der Dropshipping-Folge hier auf das Thema einzugehen. Aber was hat denn jetzt Dropshipping mit Influencer-Marketing zu tun?

00:07:24: Also da haben viele Influencer für Dropshipping geworben. Einfach ein Produkt bekommen oder eine Zahlung bekommen, damit sie dann das Produkt einfach in Szene setzen. Und das ist ja sehr oft nicht erkenntlich, dass das eine Werbung ist. Ich habs ja schon erwähnt mit der Meinungsäußerung. Also in der Regel kriegst du ja ein Produkt oder kaufst dir was und dann testest du auch das Produkt, um zu wissen, ob das wirklich gut ist und dann hast du halt die Wahl, ob du dann sagst, dass es ist gut ist oder schlecht und dann kannst du halt bisschen erläutern, was da gestimmt hat oder nicht gestimmt hat. Aber bei Dropshipping zum Beispiel haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Produkte oft nicht so gut sind oder nicht von so einer guten Qualität sind. Und wenn du dann dafür gezahlt wirst, dann nimmst du dir vielleicht auch nicht die Zeit, das Produkt zu testen und gibst dann eine Informationen weiter, die vielleicht nicht stimmt. Ja oder du wirst ja auch dafür gezahlt. Von daher wirst du ja auch gar keine falsche Bewertung dann abgeben.

00:08:17: Hier nochmal der kleine Tipp: Zum Dropshippign gibts eben alles in unserer vorherigen Folge. Also hör da gerne nochmal rein, wenn du dich dazu mehr informieren möchtest. Amelie, jetzt wollte ich dich noch fragen: Welche Tipps gibst du denn jemandem, der über, sagen wir mal, Instagram oder Youtube oder wie auch immer über einen Influencer ein tolles Produkt entdeckt und das kaufen möchte. Was für Tipps gibst du da. Also nicht einfach blind kaufen, ich glaube, das haben wir jetzt verstanden.

00:08:41: Ich würde als Verbraucher immer davon ausgehen, dass das kein guter Rat der netten Freundin ist, sondern wirklich dass das eine Werbung sein kann. Und dann würde ich immer nachschauen, wie das Produkt wirklich ist, welche Erfahrung Leute gemacht haben, wo das Unternehmen ist, wie die Rechte von den Verbrauchern dann in den AGB zum Beispiel dargestellt werden. Wird das Widerrufsrecht erwähnt? Kann man im Rahmen der Gewährleistung dann das Produkt zurückschicken kostenlos? Das sind halt so diese üblichen Tipps, die man dann immer findet, die dann auch im Artikel über Dropshipping zum Beispiel zu finden sind.

00:09:14: Ich fand eigentlich das, was du gerade eben auch angesprochen hattest mit "das ist jetzt kein Tipp von einer Freundin" oder von deinem virtuellen Freund eine ganz interessante Aussage. Weil es ist ja wirklich so. Es ist ja wirklich um große Youtube-Persönlichkeiten oder Instagram-Persönlichkeiten so ein richtiger Personenkult. Die haben ja, wie du vorhin angesprochen hast, so eine Community. Und da sind eben auch sehr viele junge Leute, die davon angesprochen werden und sich einfach denken: OK, wenn mein Idol sowas hat, dann möchte ich das auch unbedingt haben. Da machst du dir vielleicht gar nicht so viele Gedanken: Ist das jetzt wirklich ein gutes Produkt? Hat das eine gute Qualität? Sondern ich kann mir gut vorstellen, dass da einfach viele auch blind nachkaufen, weil es eben das große Idol ist, dem man so ein bisschen nacheifern will.

00:09:54: Ich glaube man ist dann auf dieser emotionalen Ebene und man weiß ja, vielleicht werde ich auch so glücklich wie diese Person, wenn ich das genauso mache. Aber die Kinder, die sind ja auch schutzwürdig und da gelten noch mehr Regeln. Das heißt, man darf auch Kinder im Internet zum Beispiel nicht zum Kauf auffordern, das ist auch wichtig zu erwähnen.

00:10:10: Natürlich ist uns bewusst, dass man auch echt gute Empfehlungen über Social Media finden kann. Also so wie ich das jetzt raushöre, die Message ist einfach: Sei skeptisch, genauso wie du es bei einer Fernsehwerbung wärst und achte so ein bisschen drauf, will mir hier jemand was verkaufen oder nicht?

00:10:26: Hast du vielleicht schon mal die Erfahrung gemacht, dass du bei einem Influencer gekauft hast und dann nicht so zufrieden warst oder vielleicht auch zufrieden gewesen bist? Lass es uns wissen. Schreib uns da gerne an podcast@evz.de. Ansonsten nochmal ein großes Danke an Amelie. Du warst ja ein bisschen aufgeregt vor der ersten Folge. Du hast das super gemacht. Vielen Dank dafür.

00:10:42: Dankeschön.

00:10:43: Und in unserer nächsten Folge geht es um das Thema nachhaltiges Reisen. Hör da gerne rein. Die Corona-Maßnahmen sind ja jetzt wieder etwas abgeschwächt. Und wir freuen uns, wenn du da wieder reinhörst. Bis dann, ciao!

Über diesen Podcast

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"Hilfe, mein Toaster brennt!" ist ein Podcast des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland.

von und mit Nina Zeindlmeier

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